Geflüchtete, die mit Johnson und Johnson geimpft wurden haben nun ihren
Impfstatus verloren
Erklärung der Bürger*innenasyl-Initiative Münster
Mitte Januar wurde ohne Vorwarnung oder eine Übergangsfrist vor allem
Geflüchtete und Wohnungslose und Menschen mit starker sozialer
Benachteiligung um ihren Impfstatus gebracht: Von heute auf morgen waren
die, die sich ein Mal mit dem Wirkstoff Johnson und Johnson (J&J) haben
impfen lassen und dadurch für vollständig geimpft galten, eben das
nicht mehr. Bundesweit haben durch die Entscheidung des
Paul-Ehrlich-Instituts rund 3 Mio. Menschen ihren Impfstatus verloren.
J & J war zuvor insbesondere an Menschen verimpft worden, die aufgrund
ihrer sozialen Situation als für eine zweite Impfung schwer erreichbar
galten und hatte nach nur einer Impfung vollen Impfschutz versprochen. Das
gilt nun nicht mehr. Für alle mit diesem Impfstoff geimpften,
insbesondere also Angehörige sozial benachteiligter Gruppen gilt nun,
dass sie nun als Ungeimpfte aus weiteren Bereichen des öffentlichen
Lebens ausgeschlossen werden. Gerade aber für diese Menschen sind die
organisatorischen und administrativen Hürden enorm, eine weitere Impfung
zu organisieren.
Im Bürger*innenasyl solidarisieren wir uns mit Menschen ohne legalen
Aufenthaltsstatus. Diese sind größtenteils einmal mit J&J geimpft. Für
sie bedeutet diese Entscheidung eine weitere Einschränkung ihrer
Möglichkeiten am sozialen Leben teilzunehmen. Anonyme Impfungen, bei
denen sich auch Personen ohne legalen Aufenthaltsstatus impfen lassen
können sind ebenfalls schwer zugänglich.
So treffen staatliche Maßnahmen der Pandemiebekämpfung wie diese,
marginalisierte Gruppen wie Geflüchtete und Illegalisierte mit
besonderer Härte und verschärfen deren sozialen Ausschluss.
Umso besorgniserregender ist, dass dieser Aspekt der Auswirkungen von
Maßnahmen des Infektionsschutzes in der Öffentlichkeit kaum Beachtung
findet. Als Initiative Bürger*innenasyl Münster haben wir bereits Ende
2021 die 3G-Kontrollen kritisiert, die Menschen ohne Aufenthaltsstatus in
besonderer Weise treffen und beispielsweise die Nutzung des öffentlichen
Nahverkehrs ausschließen. Die Aufhebung des Impfstatus von mit J&J
Geimpften erscheint uns in dieser Situation als ein weiterer Schritt, die
massive Entrechtung von Geflüchteten/Wohnungslosen gerade in Zeiten der Pandemie weiter zu verschärfen. Hier ist also Solidarität gefragt, die deutlich
macht, dass es einen sinnvollen Umgang mit der Pandemie nur geben kann,
wenn die sozialen Auswirkungen gesundheitspolitischer Entscheidungen
mitbedacht werden.
Bürger*innenasyl-Initiative Münster, Februar 2022